Traumata und Biochemie
Unser Körper ist darauf eingerichtet, uns so gut wie möglich vor Gefahren zu schützen. Das Gehirn spielt dabei eine maßgebliche Rolle. Mit der Stressreaktion sorgt es dafür, dass unser Körper sich auf Flucht oder Kampf einstellt, sobald wir eine Gefahr erkannt haben.
In den frühen Zeiten, aus denen die Stressreaktion stammt, ging es oft um Gefahren für Leib und Leben. Heute stehen in vielen Gesellschaften andere Gefahren im Vordergrund. Menschen erleben beispielsweise Stress, wenn ihr Selbstwert bedroht ist, wenn sie Angst haben, zu versagen oder von wichtigen anderen Menschen getrennt zu sein. Oder manchmal ganz einfach, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es gerne möchten. Doch egal was die Ursache ist, die Stressreaktion läuft immer noch nach dem gleichen alten Muster ab – selbst wenn man sich die stressige Situation nur vorstellt.
Dabei werden verschiedene Regionen unseres Gehirns aktiv. Wie bei einem guten Team arbeiten diese Regionen zusammen, um uns für Kampf oder Flucht fit zu machen. Manche Teile des Gehirns sind eher für die emotionale Verarbeitung „zuständig“, andere fürs Planen und Denken. Wieder andere sorgen dafür, dass die Vorgänge in Gang gesetzt werden, die notwendig sind, damit die Stresshormone ausgeschüttet werden. Und zuvor haben weitere Teile des Gehirns die Sinnesreize analysiert und die Informationen weitergeleitet.
Amygdala – „Angstzentrale“ des Gehirns
Eine sehr wichtige Hirnregion für unsere Erleben von Stress und Angst ist die Amygdala, ein kleiner, mandelförmiger Komplex von Nervenzellen im unteren Bereich des Gehirninneren. Sie ist Teil des sogenannten Limbischen Systems Das ist ein Verbund verschiedener Hirnstrukturen im Innern des Gehirns (Mittelhirn), der eine große Rolle bei der Verarbeitung von Emotionen spielt.
Die Amygdala steuert – zusammen mit anderen Hirnregionen – unsere psychischen und körperlichen Reaktionen auf stress- und angstauslösende Situationen. Treffen bei ihr Signale ein, die höhere Aufmerksamkeit erfordern, zum Beispiel, wenn etwas neu oder gefährlich ist, dann feuern ihre Nervenzellen. Wir werden wacher und aufmerksamer. Dies geschieht bereits, bevor wir die Gefahr bewusst erkennen. Ab einer bestimmten Schwelle der Nervenaktivität setzt die Amygdala die Stressreaktion in Gang und aktiviert so die Kampf- und Flucht-Reaktion.
Zwei Wege der Stressreaktion
Um die Kampf- und Fluchtreaktion auszulösen, nutzt die Amygdala zwei Wege. Der schnellere Weg läuft über das sogenannte sympathische Nervensystem, das den Körper auf Aktivität einstimmt. Etwas langsamer ist der Weg über den Hypothalamus. Der Hypothalamus ist ein komplexes Gebilde im Zwischenhirn, das grundlegende Funktionen unseres Körpers steuert. Für die Stressreaktion setzt er eine ganze Kaskade von Hormonen in Gang.
Der schnelle Weg: das sympathische Nervensystem
Über die Nervenstränge des sympathischen Nervensystems im Rückenmark gelangt die Information „Gefahr“ zum Mark der Nebenniere. Dort werden Adrenalin und – in geringerem Maß – Noradrenalin ausgeschüttet. Sie treiben zum Beispiel den Herzschlag und den Blutdruck in die Höhe, sorgen für eine größere Spannung der Muskeln und bewirken, dass mehr Blutzucker freigesetzt wird, so dass die Muskelzellen besser versorgt werden können.
Der „langsame“ Weg über den Hypothalamus
Parallel informiert die Amygdala den Hypothalamus, dass Gefahr im Verzug ist. Der Hypothalamus schüttet hormonelle Botenstoffe aus, unter anderem das Corticotropin-releasing-Hormon. Dieses Hormon wirkt auf die Hirnanhangdrüse im Gehirn – auch Hypophyse genannt. Es sorgt dafür, dass sie ein weiteres Hormon freisetzt, das Adrenocorticotropin, kurz ACTH. Es gelangt mit dem Blut zur Rinde der Nebenniere und veranlasst diese, das Stresshormon Kortisol auszuschütten. Kortisol ist ein lebenswichtiges Glukokortikoid, das auch viele andere Funktionen im Körper hat. Ist es im Übermaß vorhanden, kann es den Körper aber auch schädigen.
Zusammen sorgen die Hormone und das sympathische Nervensystem dafür, dass unser Körper mehr Sauerstoff und Energie bekommt, um schnell zu handeln. Auch einige andere Hormone, Botenstoffe und körpereigene Eiweiße, die sogenannten Zytokine, sind an der Stressreaktion beteiligt.
Was die Hormone bewirken
- Der Atem beschleunigt sich
- Puls und Blutdruck steigen an
- Die Leber produziert mehr Blutzucker
- Die Milz schwemmt mehr rote Blutkörperchen aus, die den Sauerstoff zu den Muskeln transportieren
- Die Adern in den Muskeln weiten sich, dadurch werden die Muskeln besser durchblutet
- Der Muskeltonus steigt. Das führt oft zu Verspannungen, aber auch z.B.: Zittern, Fußwippen und Zähneknirschen hängen damit zusammen
- Das Blut gerinnt schneller, damit schützt sich der Körper vor Blutverlust
- Die Zellen produzieren Botenstoffe, die für die Immunabwehr wichtig sind
- Verdauung und Sexualfunktionen gehen zurück, um Energie zu sparen
Eingebaute Stressbremse
Zum Glück regen wir uns meistens nach Stress auch wieder ab. Dabei hilft eine eingebaute Stressbremse. Ist nämlich das Stresshormon Kortisol in ausreichendem Maß im Blut vorhanden, wird dies von bestimmten Rezeptoren im Drüsensystem und im Gehirn, den Glucocorticoidrezeptoren, bemerkt. Daraufhin stoppt die Nebennierenrinde die Produktion von weiterem Kortisol. Das parasympathische Nervensystem – der Teil des Nervensystems, der unseren Körper zur Ruhe kommen lässt – wird aktiv. Wir werden wieder ruhiger und entspannen uns.
Wenn die Hormone aus dem Ruder laufen
Anders sieht es aus, wenn das Zusammenspiel der Hormone nicht optimal funktioniert. Zum Beispiel, wenn nicht genug Rezeptoren vorhanden sind, die merken könnten, dass genug Kortisol vorhanden ist oder wenn die vorhandenen Rezeptoren nicht richtig arbeiten. Dann wird die Achse aus Hypothalamus, Hirnanhangdrüse und Nebenniere zu aktiv. Sie produziert zu viel Kortisol.
So etwas kann in schlimmen Fällen zu Denkstörungen, zu Gewebeschwund im Hirn und zu Störungen des Immunsystems führen. Auch die Entstehung von Depressionen wird auf diesen Einfluss zurückgeführt, ebenso Stoffwechselstörungen, die Diabetes fördern sowie chronisch entzündliche Erkrankungen.
Injury Recall Trauma
Ein Injury Recall Trauma kann vielleicht am ehesten als ‚Schleudertrauma‘ auf neuronaler Ebene beschrieben werden. Ebenso, wie es beim klassischen Schleudertrauma zu einer anhaltenden Fehlhaltung und den damit verbundenen Schmerzen kommt, so kommt es beim Injury Recall Trauma zu einer anhaltenden Fehlinformation auf Nervenebene.
Am häufigsten tritt ein Injury Recall Trauma nach einem mechanischen Unfall auf, es kann aber genauso gut als Folge eines seelischen Traumas auftreten.
Im Wesentlichen begibt sich dabei der Körper in einen Schutzreflex, aus dem er sich nicht mehr selbst befreien kann. Die Idee dahinter ist, dass aus einer Unfallregion (zum Beispiel aus dem Sprunggelenk nach einem Sturz) ein Fehlsignal der zum Gehirn führenden Nerven erhalten bleibt. Wie und warum es manchmal dazu kommt und warum meistens nicht, ist nicht ganz klar. Dieses Signal sendet ununterbrochen ‚Ich habe einen Unfall‘ und erzeugt auf diese Weise großen Stress durch die ausgelöste Fluchtreaktion im Gehirn.
Das Gehirn verfügt noch über verschiedene andere Möglichkeiten den Wahrheitsgehalt der Information ‚Unfall‘, die vom Sprunggelenk ausgeht, zu überprüfen und findet, dass die Augen und die Ohren, ebenso wie der Tastsinn der Haut die Aussage vom Sprunggelenk nicht bestätigt. In der Folge wird das Signal, das das Sprunggelenk aussendet ‚runtergeregelt‘ (wie bei Müttern oder Vätern, wenn das Kind den ganzen Tag ‚Mama, Papa, Mama, Papa‘ ruft).
Dadurch dass das aufsteigende Signal vom Sprunggelenk ‚leise‘ gestellt ist, ist der Fluchtreflex ausgeschaltet und der entstehende Stress entscheidend verringert. Allerdings entsteht jetzt ein Problem, wenn das Sprunggelenk wirklich mal Hilfe braucht. Wenn es also tatsächlich gerade wieder zu einem Umknicken des Sprunggelenks kommt und das Sprunggelenk ‚um Hilfe ruft‘ um die stabilisierende Hilfsmuskulatur zu aktivieren, sendet das Gehirn keine Signale an die Hilfsmuskulatur, da es ja nicht mehr ‚hören‘ kann, was aus der ‚runterregulierten‘ Sprunggelenksregion an Signalen kommt.
Symptome
Das Beispiel oben ist sehr stark vereinfacht und natürlich zu ‚mechanistisch‘, um das Phänomen im Detail zu beschreiben, aber es ist eine gute Hilfe für die Vorstellung, was da im Gehirn passiert. Eine Auflistung der möglichen Symptome ist bei einem Injury Recall Trauma (IRT) wenig zielführend, weil ein Injury jedes mögliche Symptom verursachen kann. Das obige Beispiel zeigt die unmittelbare Ursache-Wirkungs-Beziehung mit Ursache im Sprunggelenk und Wirkung im Sprunggelenk.
Genauso gut kann es aber durch die mangelnde Stabilisierung des Sprunggelenks zu einem einseitigen Knick-Senk Fuß kommen mit funktionellem Beinlängenunterschied und nachfolgender Beckenverwringung. Dadurch wiederum kommt es zur Verkippung des Kreuzbeins mit Verdrehung der unteren Wirbelsäule, was eine entlastende Verdrehung in der Halswirbelsäule zur Folge haben kann. Hierdurch kann es zu einer verschlechterten Durchblutung der Wirbelsäulen-Arterie kommen und so beispielsweise zu einer belastungsabhängigen Minderversorgung des Gleichgewichtsorgans. Das Symptom, mit dem die/der PatientIn sich vorstellt, könnte also ebenso ‚Schwindel‘ lauten und hätte trotzdem dieselbe Ursache!
Wenn dies wiederum lange genug geht, ohne dass den PatientInnen geholfen werden kann, und auf diese Weise genügend Stress verursacht wird, könnten etwa die Nebennieren (Stressabbau) ausbrennen, so dass das Problem der PatientInnen auch ‚chronische Müdigkeit‘, ‚Leistungsknick‘, ‚Burn-Out‘ oder ‚Depression‘ heißen kann und immer noch dieselbe Ursache hätte!
Muskelfunktionstest
Vor ca. 60 Jahren fand der amerikanische Chiropraktiker George Goodheart durch Zufall bei einem Patienten heraus, dass sich die Stärke eines Muskels sofort verändert, wenn therapeutisch relevante Punkte am Körper des Patienten behandelt oder auch nur berührt werden. Im Lauf der Zeit zeigte sich, dass sich der Tonus (Anspannungszustand) von Muskeln bei einer Vielzahl von Testexpositionen ändern kann, und zwar sowohl von schwach nach stark als auch von stark nach schwach. Goodheart fand heraus, dass man mit dem Muskeltest eine funktionelle diagnostische Aussage darüber machen kann, wie der Körper des/der PatientIn sowohl auf mögliche positive Dinge (Heilmittel, Medikamente, manuelle Behandlungen, Akupunktur), aber auch negative Belastungen (Allergene, unverträgliche und toxische Substanzen, negative Emotionen, uvm) reagiert.
Der manuelle Muskelfunktionstest ist ein von der/dem PatientIn gestarteter isometrischer (keine Längenveränderung) Muskeltest, der für jeden Muskel in einer definierten Position durchgeführt wird. Der diagnostische Testdruck wird bei Erreichen der Maximalkraft der/des PatientIn ausgeübt, nur so kann der Test reproduzierbar sein. Durch den Einsatz dieses Hilfsmittels wird der Körper der/des PatientIn selbst zum Entscheider über die passende ‚Behandlung‘, zum Beispiel von Medikamenten, Nahrung, Mineralstoffen und homöopathischen Substanzen.
Nosoden
Homöopathie ist eine medizinische Heilmethode, die durch spezifische Arzneireize die individuell gestörten Selbstheilungskräfte zur Heilung anregt. Dabei gilt der Leitsatz: Similia similibus curentur – Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden.
Nosoden sind homöopathische Verdünnungen von Toxinen (zb Formaldehyd in Impfstoffen), Medikamenten, Bakterien oder Viren. In der Homöopathie werden diese zur Ausleitung von Giften, aber auch zur Reduzierung von Impfbelastungen oder zur Behandlung nach Infekten eingesetzt.
Einerseits verwenden wir Nosoden bei der Durchführung von Muskelfunktionstests. Dabei zeigt der Körper an, ob die entsprechenden Stoffe sich stärkend oder schwächend auf den Körper auswirken. In der Trauma Injury Behandlung wiederum werden Nosoden eingesetzt, um die Auflösung der im Körper gespeicherten (Fehl-)Informationen zu erleichtern.
Ähnlich dazu nutzen wir Nosoden während unserer Verkörperungen. Einerseits zeigen sich durch den Einsatz dieser Stoffe Veränderungen im Körper, zum Beispiel durch Triggerung einer geänderten Körperhaltung. Andererseits unterstützen die Nosoden den psychischen Prozess, welcher in einer Verkörperung angestoßen und sichtbar gemacht wird.
Unserer Erfahrung zeigt, dass diese angestoßenen Prozesse sehr gut mit sogenannten Regulationstherapien unterstützt und begleitet werden können.
Regulationstherapien
Unter Regulationstherapien werden unterschiedlichste komplementärmedizinische Heilverfahren zusammen-gefasst, um den aus der Balance geratenen Organismus wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Zu den Regulationstherapien zählen unter anderem Akupunktur, Neuraltherapie, Manuelle Medizin, Phytotherapie, Bachblütentherapie, Homöopathie und vieles mehr. Doch nicht nur der Körper darf unsere Aufmerksamkeit bekommen, sondern unser gesamtes System.
